Der Begriff Vanillasex, abgeleitet vom englischen Wort für Vanille, symbolisiert in übertragener Bedeutung eine Form der Sexualität, die frei von sadomasochistischen oder fetischistischen Praktiken ist, unabhängig davon, ob sie in hetero- oder homosexuellen Beziehungen ausgelebt wird. Ursprünglich in den Kreisen von BDSM und der LGBT-Gemeinschaft geprägt, steht dieser Ausdruck für sexuelle Handlungen, die als einfach und unkompliziert gelten, vergleichbar mit dem beliebten und als grundlegend empfundenen Geschmack von Vanilleeis in den Vereinigten Staaten. In einigen Kontexten kann der Begriff auch eine negative Konnotation annehmen, indem er als synonym für Langeweile und Mangel an Kreativität im sexuellen Ausdruck verwendet wird. Die Verbreitung des Begriffs über kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg führte dazu, dass er zunehmend mit traditionellem, experimentfreiem Sex gleichgesetzt wird, wobei im deutschsprachigen Raum speziell die Missionarsstellung oft als Inbegriff von Vanillasex angesehen wird.
Abgrenzung zu anderen sexuellen Vorlieben
Im Gegensatz zu Vanillasex steht der Begriff Blümchensex, der im deutschsprachigen Raum gebräuchlich ist und eine Form der Intimität beschreibt, die zwar ebenfalls auf Experimente verzichtet, jedoch einen stärkeren Fokus auf Zärtlichkeit und Kuscheln legt, manchmal sogar ohne Geschlechtsverkehr. Eine Umfrage der GfK unter 1000 Nutzern des Dating-Portals LoveScout24 Anfang 2020 ergab, dass ein signifikanter Anteil der Befragten eine Vorliebe für zärtlichen Sex hat, während eine kleinere Gruppe härtere sexuelle Praktiken bevorzugt, einschließlich Bondage und Sadomasochismus.
Die Bedeutung von "vanilla" im kulturellen Kontext
Bereits in den 1970er-Jahren nahm das Oxford English Dictionary den Begriff vanilla in der übertragenen Bedeutung von einfach, grundlegend und konventionell auf, um etwas zu beschreiben, das keine besonderen oder ungewöhnlichen Merkmale aufweist und als sicher sowie wenig abenteuerlich gilt. Die spezifische Assoziation mit sexuellen Aktivitäten, insbesondere mit Vanillasex, wurde 1997 hinzugefügt. Historische Textbeispiele zeigen, dass vanilla oft verwendet wurde, um eine klare Trennlinie zwischen Anhängern von BDSM und Mitgliedern der Schwulen- und Lesben-Szene zu ziehen, die traditionellere Formen der Sexualität bevorzugten. In neueren Ausgaben wird vanilla sex als Beispiel für eine Beziehung genannt, die ausschließlich durch diese Art der Sexualität geprägt ist.