Viele Männer sind der Ansicht, ihr Glied sei im Vergleich zu anderen zu klein, obwohl ein anatomisch auffällig kleiner Penis, bekannt als Mikropenis, tatsächlich eine Seltenheit darstellt. Ein Mikropenis ist definiert als ein Penis, dessen Größe mehr als 2,5 Standardabweichungen unter dem Durchschnittswert für die jeweilige Alterskategorie fällt. Für erwachsene Männer bedeutet das, dass ein Mikropenis eine Länge von weniger als 7 cm im erigierten Zustand und weniger als 4 cm im schlaffen Zustand aufweist. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Länge eines schlaffen Penis beträgt laut der Studie "Am I normal?" aus dem Jahr 2015 9,16 cm, im gestreckten Zustand 13,24 cm und im erigierten Zustand 13,12 cm. Die korrekte Methode zur Messung der Penisgröße erfolgt an der Oberseite, von der Basis am Schambein bis zur Spitze.
Abgrenzung zwischen echtem Mikropenis und verdecktem Penis
Ein optisch kleiner wirkender Penis muss nicht zwangsläufig ein Mikropenis sein. Besonders bei übergewichtigen Männern kann eine vermehrte Ansammlung von Fettgewebe am Schamhügel dazu führen, dass der Penis kleiner erscheint, als er tatsächlich ist, ein Phänomen, das als "buried penis" bekannt ist. In solchen Fällen kann eine operative Korrektur des Schamhügels die sichtbare Länge des Penis wiederherstellen. Tatsächlich ist der Anteil der Männer, die an einem echten Mikropenis leiden, mit geschätzten 0,6% bis 2% sehr gering.
Gründe für die Entstehung eines Mikropenis
Die primäre Ursache für die Entwicklung eines Mikropenis ist eine Störung im Hormonhaushalt, oft aufgrund einer ungenügenden Produktion von Testosteron durch die Hoden. Dies kann durch eine mangelhafte Hormonstimulation seitens der Hypophyse oder des Hypothalamus (hypogonadotroper Hypogonadismus) oder eine Dysfunktion der Hoden selbst (hypergonadotroper Hypogonadismus) bedingt sein. In manchen Fällen liegt auch eine teilweise Unempfindlichkeit gegenüber Testosteron (Androgenresistenz) vor. Bei einem kleinen Teil der Betroffenen bleibt die genaue Ursache unbestimmt (idiopathischer Mikropenis). Oft ist der Mikropenis Teil eines größeren hormonellen Ungleichgewichts, das auch bei verschiedenen genetischen Störungen vorkommen kann.
Behandlungsoptionen für einen Mikropenis
Bei frühzeitiger Diagnose eines Mikropenis kann eine hormonelle Behandlung mit Testosteron das Wachstum des Penis unterstützen. Bei erwachsenen Männern sind hormonelle Therapien jedoch nicht mehr effektiv. Alternativ können chirurgische oder minimal-invasive Eingriffe zur Penisvergrößerung durchgeführt werden, wie die operative Verlängerung des Penis durch das Durchtrennen der vorderen Penishaltebänder, wodurch der innen liegende Teil des Penis nach außen verlagert wird, oder die Verdickung des Penis und Vergrößerung des Peniskopfes mittels Eigenfett oder Hyaluronsäure.
Psychologische Folgen eines Mikropenis
Obwohl ein Mikropenis in der Regel keine funktionalen Probleme verursacht, kann er dennoch beim Geschlechtsverkehr Einschränkungen mit sich bringen und eine erhebliche psychische Belastung darstellen. Schon in der Kindheit und Jugend kann ein optisch kleinerer Penis zu Spott führen, was später zu Schamgefühlen und Unsicherheit beitragen kann. Es ist wichtig, ein positives Körperbild zu entwickeln und zu verstehen, dass die Penisgröße nicht der alleinige Faktor für befriedigenden Geschlechtsverkehr ist. Männer, die Unbehagen bezüglich ihres Körpers empfinden, sollten professionelle Unterstützung suchen, um mögliche psychosexuelle Probleme zu bewältigen.