Die Wurzeln des Ausdrucks demisexuell lassen sich auf das französische Wort "demi" zurückführen, welches "halb" oder "teilweise" bedeutet. Im breiten Spektrum der Sexualität nimmt die Demisexualität eine besondere Stellung ein, die sich nicht einfach zwischen Homosexualität und Heterosexualität einordnen lässt, sondern diese Kategorisierungen erweitert. Demisexuelle Individuen können sich zu Menschen jeglichen Geschlechts hingezogen fühlen oder ausschließlich zu einem.
Demisexualität beschreibt eine Zwischenstufe zwischen Sexualität und Asexualität und wird dem asexuellen Spektrum zugeordnet. Andere Begriffe für diesen Zustand umfassen grau-asexuell, gray-A, semisexuell oder schlicht Asexualität. Demisexuelle Personen verspüren in der Regel keine sofortige sexuelle Anziehung zu anderen Menschen. Vielmehr ist eine tiefe emotionale Verbindung erforderlich, um sexuelles Verlangen zu entwickeln, unabhängig davon, ob man diese Verbindung als "Liebe" bezeichnet. Spontane sexuelle Begegnungen ohne emotionale Bindung, wie One-Night-Stands, sind für Demisexuelle meist unvorstellbar.
Erkennungsmerkmale von Demisexualität
Demisexuelle Menschen identifizieren sich möglicherweise zunächst als asexuell, bis sie jemanden tiefgehend kennenlernen und Vertrauen fassen. Dann kann es sein, dass sie unerwartet sexuelle Anziehung empfinden. Das Demisexuality Resource Center hat einige Anzeichen für Demisexualität identifiziert, die vielen Betroffenen bekannt vorkommen dürften:
- Unbehagen beim Thema Sex: Es ist typisch für Demisexuelle, sich unwohl zu fühlen, wenn über Sex gesprochen wird, besonders wenn Freunde von ihrer Anziehung zu anderen schwärmen.
- Theoretisches Interesse an Sex, aber keine praktische Umsetzung: Einige Demisexuelle finden den Gedanken an Sex ansprechend und erleben sexuelle Erregung, können sich aber nicht vorstellen, aktiv nach sexuellen Begegnungen zu suchen.
- Verwirrung bei sexueller Anziehung: Wenn Demisexuelle Anziehung empfinden, oft zu einem Freund, kann dies verwirrend sein, da die Gefühle unerwartet auftreten.
- Ablehnung von Sex mit Unbekannten: Die Vorstellung, sofort bei einem ersten Date sexuell aktiv zu werden, ist für Demisexuelle inakzeptabel.
- Nervosität beim Flirten: Oberflächlicher Small Talk oder sexuelle Anspielungen sind für Demisexuelle unangenehm, während tiefgründige Gespräche auf einer Wellenlänge als bereichernd empfunden werden.
Zusätzlich können sich Demisexuelle fragen, ob sie sich physisch zu Fremden hingezogen fühlen oder Schwierigkeiten haben, über längere Zeit ohne Sex auszukommen, um ihre Orientierung besser zu verstehen.
Beziehungen und Missverständnisse
Demisexualität und Asexualität sind von der romantischen Orientierung zu unterscheiden, wobei es Menschen gibt, die sowohl demisexuell als auch demiromantisch sind, was bedeutet, dass sich romantische Gefühle erst später entwickeln. Demisexuelle können durchaus sexuelle Beziehungen führen, sobald eine enge emotionale Bindung besteht, wobei der Stellenwert von Sex variieren kann. Nicht-sexuelle Intimität und gemeinsame Aktivitäten werden oft als wichtiger angesehen.
Demisexuelle stehen oft vor Herausforderungen in der Partnersuche, besonders in einer von schnellen sexuellen Begegnungen geprägten Dating-Kultur. Online-Dating kann schwierig sein, da es mit Erwartungen verbunden ist, die dem Bedürfnis nach langsamer emotionaler Annäherung widersprechen. Eine offene Kommunikation über die Bedeutung von Sex in der Beziehung ist entscheidend.
Demisexuellen werden oft Vorurteile entgegengebracht, wie Schüchternheit oder Prüderie, weil sie sich mit körperlicher Nähe Zeit lassen, bis eine emotionale Verbindung entstanden ist. Unabhängig vom Geschlecht können demisexuelle Personen jedoch erfüllende Beziehungen führen, in denen sexuelle Aktivität eine Rolle spielt, sobald eine tiefe Bindung etabliert ist.